(1901-1977), war einer der bedeutendsten Tiermaler in Deutschland
Lebensbild:
1901: Am 11. Februar 1901 wird Franz Xaver Stahl in Erding geboren. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Josef wächst er in der Landshuter Straße auf. Die Eltern, Franz (1873 - 1924) und Ursula Stahl (1872 - 1956) besaßen in Erding ein Dekorationsmalergeschäft. Vater Franz war Dekorationsmalermeister. Der Bub Franz verbrachte oft die Ferien in Dachau bei den Großeltern. Diese waren einst von Erding, wo der Großvater noch als Loderer arbeitete, nach Dachau gezogen. Im Haus der Großeltern logierten in der Ferienzeit viele Künstler - Dachau war seit 1900 ein beliebter Ort für die Münchner Künstler, da der Reiz der Dachauer Landschaft dem modernen Streben nach dem Malen in der freien Natur sehr entsprach. Außerdem gab es in Dachau eine Gemäldegalerie, und seit 1900 die Malschule für Tier- und Landschaftsmalerei von Professor Hans von Hayek (1869 - 1940). Gerade in den Sommermonaten kamen viele Professoren der Kunstakademie, die mit ihren Schülern den malerischen Ort und die schöne Gegend des Dachauer Mooses aufsuchten.
1914: Nach dem Schulabschluss tritt Franz Xaver eine Lehre im elterlichen Betrieb an.
1915: In den Jahren des 1. Weltkriegs wird Vater Stahl zum Kriegsdienst berufen und schließt den Betrieb in der Landshuter Straße vorübergehend. Sohn Franz zieht nach Dachau zu den Großeltern.
In den Sommermonaten von Mai bis September setzt er die beim Vater begonnene Ausbildung in Dachau bei Malermeister Albin Huber fort. Im Winter des Jahres 1915 besucht Stahl die Malerschule für Dekorationsmalerei in der Westenrieder Straße in München. Dort erhält er Unterweisung in Farblehre, Zeichenkunst und Perspektive. Es existieren noch verschiedene Entwürfe zum Thema "Gestalten eines Briefbogens". Es entstehen grafische Kunstwerke auf Postkarten, die Franz seinem Vater ins Feld schickt. Außerdem entwirft Franz meisterhafte Scherenschnitte, die in München von Kunstliebhabern gesammelt werden; mit dem Verkauf dieser kleinen Kunstwerke verdient der junge Franz sein erstes Geld.
1915 - 1919: Stahl nimmt ab Herbst 1915 eine Tätigkeit als Lichtpauser in der Militärbauleitung Dachau an, da in der ersten Septemberwoche auch Albin Huber zum Kriegsdienst eingezogen wird. Es entstehen weitere zahlreiche Scherenschnitte und einige frühe Tiergemälde.
1919: Franz Xaver Stahl bewirbt sich im Wintersemester an der Kunstgewerbeschule in München und nimmt sein Studium der Grafik-, Buch- und Plakatkunst bei Professor Julius Diez (geb.1870 )auf.
1920: Um 1920 entstehen Radierungen als Arbeitsauftrag an der Kunstgewerbeschule. Die Radierungen als Buchillustration zu J.Jensens Buch "Der Gletscher" sind zusammen mit den Druckplatten noch erhalten.
1921: Stahl beendet die Unterrichtsjahre bei Professor Diez, da ihm das reine Illustrieren nicht genügte. Diez ließ den begabten Schüler nur ungern ziehen und besuchte Stahl auch in den Folgejahren immer gerne - ab ca. 1925 ist Diez dann als Professor an der Kunstakademie tätig. Franz Xaver Stahl ersucht um Aufnahme an der Kunstakademie München und legt eine Bewerbungsmappe vor. Der hoch betagte Leiter der akademischen Tiermalklasse, Professor Heinrich von Zügel (1850 - 1941), erteilt noch kurz vor seiner Emeritierung persönlich die Genehmigung und nimmt den jungen Stahl als Schüler auf. Franz Xaver Stahl besucht Anatomiekurse, die zur akademischen Ausbildung an der Kunstakademie München gehörten. In der Zügel-Klasse freundet sich Stahl mit Kommilitonen an, die fortan seinen Lebensweg begleiten: Rudolf Schacht, Johann Georg Schlech, Max Joseph Becker, Franz Högner. Als bezahlter Auftrag entsteht das Ölgemälde "Fegefeuer" (102 cm x 94cm) für das Beinhaus der Gemeinde Bockhorn in der Papferdinger Kirche
1922: Heinrich von Zügel geht in den Ruhestand und gibt seine Klasse an Professor Angelo Jank (1868 - 1940) ab. Dieser lehrte seit 1907 an der Akademie und war davor Lehrer an der Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins. Bereits 1922 wird Stahl Meisterschüler bei Jank und erhält in den Räumen der Münchener Akademie ein eigenes Komponieratelier
1922: Im Herbst des Jahres 1922 wird Stahl von Graf Kolowrat auf dessen Besitzungen nach Böhmen eingeladen. Den Kontakt zur gräflichen Familie hatte eine Kommilitonin Stahls, Fräulein von Huppmann, hergestellt. Der Aufenthalt in Dianaberg gefällt dem jungen Studenten Stahl sehr gut - wenn er auch das gesellschaftliche "Herumgereicht-Werden" nicht sehr genießt und wenn er an Heimweh leidet; es entstehen hervorragende Bleistiftzeichnungen von böhmischen Orten - alle datiert 1922, Architekturskizzen und Naturstudien. Viele der entstandenen Skizzen sind mit Ort, Tag, Monat und dem Jahr 1922 datiert. Mehrere erhaltene Rötel- und Bleistiftzeichnungen zeigen das gräfliche Schloss, das im ausgehenden 17. Jahrhundert nach Plänen des Malers und Baumeisters Santin Aicher (1677 - 1723) gestaltet worden ist.
1923: Studienaufenthalt bei Graf Quatt Ysni auf Schloss Moos bei Lindau. Zeichnungen von Schloss Moos sind erhalten und im Jahr 1923 datiert
1924: Stahl nimmt erstmals an einer Ausstellung im Münchner Glaspalast teil. Im Rahmen der Ausstellung der Münchner Künstlergenossenschaft beteiligt er sich mit zwei Ölgemälden ("Schweine", "Herde im Wald"). Das Gemälde "Herde im Wald" (66 cm x 81 cm) entstand 1923. Franz Xaver Stahl sen. stirbt im Jahr 1924. Sohn Franz kehrt nach Erding zu Mutter und Bruder heim und unterbricht sein Studium für einige Monate. 1925: Nachdem Franz das väterliche Malergeschäft in Erding geführt hat, übergibt er das Geschäft an den jüngeren Bruder Josef. Dieser hatte ursprünglich das Mechanikerhandwerk erlernt, schulte nach dem Tod des Vaters um und konnte als gelernter Dekorationsmaler schließlich den Betrieb führen. Franz nimmt sein Studium wieder auf. Bei der Teilnahme an einem Wettbewerb der Akademieschüler erhält er den ersten Preis. Einige Monate später erhält er den ersten Preis beim Weihnachtswettbewerb der Akademieschüler. Teilnahme an der Ausstellung der Münchner Künstlergenossenschaft im Glaspalast mit drei Ölgemälden: "Übermut", "Weide" und "Vor dem Gewitter". Wiederum kaufte die Bayerische Staatsregierung ein großformatiges Werk von Franz Xaver Stahl - das Ölgemälde "Weide".
1926: Teilnahme an der Allgemeinen Kunstausstellung München mit dem Gemälde "Viehtränke".
1927: Stahl schließt sein Studium an der Kunstakademie ab und erhält ein Reisestipendium der Akademie für Holland. Dort lebt und arbeitet er knapp zwei Monate. Nach seinem Holland-Aufenthalt kehrt Stahl nach Erding zurück und lebt als freischaffender Maler in Dachau und Erding. Er beteiligt sich weiterhin an den Kunstausstellungen im Glaspalast München und beschickt diese alljährlich mit Ölgemälden. Im Jahr 1927 stellt Stahl die Gemälde "Scheckl" und "Junger Stier" aus.
1928: Anlässlich der 700-Jahr-Feier der Stadt Erding stellt Franz Xaver Stahl erstmals in seiner Heimatstadt aus.
1930: In Plauen und Greiz im Vogtland finden Einzelausstellungen Stahls statt. In Elsterberg hielt er sich längere Zeit zu Studienzwecken auf und stellt bei der Möbelfabrik Kramer aus. In Elsterberg wohnt auch die Familie de von Stahl sehr verehrten Malerkollegin Johanna Däberitz; sie leht seinen Heiratsantrag ab. Zur Ausstellung in den Glaspalast München schickt er das Ölgemälde "Simmentaler".
1931: Stahls geliebte Großmutter stirbt in Dachau. Stahl bezieht in der Nymphenburger Straße 80 ein Atelier. Der genannte Atelierraum wurde ihm von Max Kammerer aus Wartenberg zur Verfügung gestellt. Max Kammerer war Sammler und Kunstkenner und Bürgermeister in Wartenberg (1933 - 1937). Seine Beziehungen zu Historischen Vereinen und Künstlerkreisen hat ihn in Dachau mit Franz Xaver Stahl zusammengeführt. In dem geräumigen, hellen Atelier entstehen großformatige Gemälde. Das Atelier behält er bis 1944. Beim Brand des Glaspalastes in München am 6. Juni 1931 werden einige Bilder von Stahl für immer vernichtet.
1937: Stahl beteiligt sich zusammen mit seinem Freund Georg Schlech an der Großen Deutschen Kunstausstellung im Haus der Kunst. Schlech beteiligt sich mit dem Gemälde "Lord", Stahl schickt die beiden Ölgemälde "Arbeit" und "Arbeitspause" zur Ausstellung. Max Kammerer aus Wartenberg diskutiert mit Stahl über Pläne auch in Wartenberg ein Maler-Atelier einzurichten; wegen der Entfernung und der schwierigen Verkehrsanbindung München - Dachau- Erding - Wartenberg lehnte Stahl aber ab.
1938: Stahl ist mit den beiden Gemälden "Herbst" und "Im Pferch" bei der Großen Deutschen Kunstausstellung im Haus der Deutschen Kunst in München vertreten. In Freising findet eine Ausstellung mit zahlreichen Gemälden Stahls im Knabenschulhaus statt.
1940: Stahl arbeitete seit 1935 an Entwürfen Skizzen, Studien zu einem seiner Hauptwerke "In der Schmiede" und stellt das vollendete großformatige Ölgemälde neben den Gemälden "Herbstlandschaft" und "Krautacker" in den Sälen 35 und 15 der Großen Deutschen Kunstausstellung im Haus der Deutschen Kunst in München aus. In derselben Ausstellung präsentiert Stahls Freund Johann Georg Schlech unter der Ausstellungsnummer 1044 das Gemälde Herbst. Franz Xaver Stahl hält sich oft in Wartenberg auf. Er genießt die Besuche bei Familie Kammerer und die malerische Landschaft der Wartenberg Umgebung. Es entstehen viele Zeichnungen und Ölgemälde. Im Jahr 1940 reist Stahl nach Prag; mehrere Zeichnungen datieren vom Jahr 1940 und 1941.
1941: Teilnahme an der Großen Deutschen Kunstausstellung mit dem großformatigen Gemälde "Weidenden Kühe". Franz Xaver Stahl wird Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei. Heinrich von Zügel stirbt. Franz Xaver Stahl wird als Professor nach München an die Akademie berufen und leitet als Nachfolger von Angelo Jank die dortige Tiermalklasse.
1942: Zur Großen Deutschen Kunstausstellung 1942 schickt Stahl die Gemälde "Rast" und "Stute mit Fohlen".
1943: Bei der Großen Deutschen Kunstausstellung 1943 ist Stahl mit dem Bild "Tränke" vertreten.
1944: Das Atelier in der Nymphenburger Straße wird durch Brand in den Kriegswirren zerstört. Stahl hatte dort gearbeitet und geschlafen. Viele Bilder verbrennen und sind für immer verloren. Seines Ateliers beraubt zieht Stahl in das Atelier der Akademie um, das aber bald darauf ebenfalls durch Bombenangriffe zerstört wird. Auch dabei kommen viele Gemälde zu Schaden; viele sind unwiederbringlich verloren. Auf der Großen Deutschen Kunstausstellung 1944 ist Stahl mit dem Ölgemälde "Heimkehr" vertreten. Im selben Jahr wird Stahl zum Heeresdienst einberufen.
1945: Nach seiner Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zieht Stahl wieder zur Mutter in sein Elternhaus nach Erding.
1947: Entnazifizierung
1949: In der Ausstellung "Erdinger Heimatwoche" werden viele Gemälde Stahls gezeigt. Er entwirft auch das Festplakat "Im Zeichen der Pflugschar".
1950: Für das "Volks- und Landwirtschaftsfest Erding" vom 2. mit 10. September 1950 entwirft Stahl das Festplakat "Pferdekopf" sowie das Titelbild der Festschrift. Um 1950 entstehen viele Studien und Zeichnungen zum Thema "Müllmänner". Die bevorstehende Motorisierung der Münchner Müllabfuhr 1952 veranlasst Stahl diese mit ihren rheinischen Kaltblutpferden zu zeichnen und ihnen in vielen Zeichnungen und Gemälden ein "... Denkmal zu setzen" (F.X.Stahl).
1951: Teilnahme an der Ausstellung der Mitglieder der Alten Münchener Künstlergenossenschaft im Haus der Kunst mit dem Gemälde "Die Schwemme".
1952: Teilnahme an der Herbstausstellung der Kgl.-priv.. Münchener Künstlergenossenschaft von 1868 im Haus der Kunst München mit vier Ölgemälden "Jungrind", "Tonnenpferd", "Gespann" und "Pferdeweide".
1953: Anlässlich der 725-Jahr-Feier der Stadt Erding nimmt Stahl an der Ausstellung in der Mädchenrealschule teil. Bis zu seinem Tod bestück Stahl alljährlich die Herbst- und/oder Frühjahrsausstellungen der Kgl.-priv. Münchener Künstlergenossenschaft im Haus der Kunst.
1956: Die seit langem kranke Mutter Stahl stirbt; bis zuletzt hatte er die Pflege übernommen.
1957: Zusammen mit dem langjährigen Freund und Kollegen Theodor Kärner bezieht Stahl ein Atelier am Münchner Künstlerhof, Steubenplatz 25. Dieses großzügige und daher für seine großformatig angelegten Gemälde ideale Atelier behält er bis 1977.
1961: Teilnahme an der Ausstellung im Haus der Kunst mit dem kleinformatigen Gemälde "Kühe am Waldrand"
1963: Mittlerweile als "ewiger Junggeselle" bekannt, heiratet Franz Xaver Stahl die Witwe seines Kollegen und Malerfreundes Johann Georg Schlech (1899 - 1952). Margarete Schlech, geborene Gruber, ist selbst Kunstgewerblerin und gehörte seit vielen Jahren zu den engeren Freunden Stahls.
1967: Kunstausstellung in Prien am Chiemsee zusammen mit Constantin Gerhardinger. Stahl bestückt die Sonderausstellung mit 59 Werken.
1971: Der Kreisverein für Heimatschutz und Denkmalpflege im Landkreis Erding e.V. organisiert in der Schule am Lodererplatz eine Ausstellung zum 70. Geburtstags des Künstlers.
1972: Professor Stahl wird Ehrenmitglied der Königlich-Privilegierten Künstlergenossenschaft von 1868 in München.
1977: Am 16. November des Jahres 1977 verstirbt Franz Xaver Stahl ganz plötzlich in seinem Haus in Erding an plötzlichem Herzversagen. Sein letztes Bild "Farbiges Hühnervolk" - ein farbenfrohes Temperagemälde - bleibt unvollendet auf der Staffelei des Erdinger Ateliers im Wohnhaus Stahls zurück. Professor Franz Xaver Stahl (1901 - 1977) fand seine letzte Ruhestätte im Stahl´schen Familiengrab auf dem Erdinger Friedhof St. Paul.
Literatur-Quellen: Paula Ilse Dolinschek: Franz Xaver Stahl; Erding 1991 Heike Schmidt-Kronseder und Wolfgang Kronseder (Hg): Franz Xaver Stahl - Grafik, Skizzen, Studien; Erding 2005 Museum Franz Xaver Stahl (Hg): Lebensspuren; Erding 2017 Archiv Museum Franz Xaver Stahl, Landshuter Straße 31, 85435 Erding